Räume muss man lüften, das steht außer Frage. Menschen verbrauchen Luft, vor allem Sauerstoff, den sie umwandeln in CO2. Außerdem verdunsten Menschen Wasser. Die Luftfeuchtigkeit steigt also in einem geschlossenen Raum, in dem sich Menschen aufhalten, immer mehr an. In Bad und Küche verursachen entsprechende Verrichtungen natürlich auch Luftfeuchte. Luftfeuchtigkeit und Kohlendioxyd sind die beiden wichtigsten Faktoren, die das bilden, was man schlechte Luft nennt. Will man nicht haben, aber warum eigentlich? Das mit dem CO2 ist klar: Ohne ausreichend Sauerstoff geht es nicht. Sauerstoffarme Luft macht müde und schlapp. Den Grad der Luftfeuchtigkeit will man selbstverständlich so gestalten, dass die Raumatmosphäre angenehm ist – weder zu trocken noch zu feucht. In Wohnräumen lieget die optimale Feuchtigkeit bei 40 – 60%. Insbesondere im Winter sollte man höhere Werte vermeiden aus einem ganz einfachen Grund: Man muss anderenfalls höhere Heizkosten in Kauf nehmen. Denn das Wasser in der Luft muss ja ebenfalls erwärmt werden. Je mehr feuchte Luft desto höher die aufgewendete Energie, um die Luftmasse zu erwärmen.
Ein anderes Problem erhöhter Luftfeuchte stellt die Schimmelbildung dar. Schimmel tritt generell dann auf, wenn die betreffende Stelle an Wand oder Decke permanent durchfeuchtet ist. Dann kann sich der Pilz ausbreiten. Das ist nicht nur für das Mauerwerk schädlich, sondern beeinträchtigt auch die menschliche Gesundheit. Denn auch dieser Pilz vermehrt sich durch Sporen, die eingeatmet werden und dann giftige Nebeneffekte bewirken können.
Nasse Stellen an Wand oder Decke entstehen dann, wenn die in der Luft gelöste Feuchte an dieser Stelle zu Wasser kondensiert. Das geschieht, wenn die Temperatur an dieser Stelle so niedrig wie der sogenannte Taupunkt ist. Als Taupunkt wird die Temperatur bezeichnet, bei der das Wasser kondensiert – sich von einem Gas in eine Flüssigkeit verwandelt. Dabei gilt: je höher die Luftfeuchtigkeit, desto höher ist auch der Taupunkt. Bei einer Innenraumtemperatur von 18 °C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 40 % liegt der Taupunkt bei rund 4 °C. Liegt die Innentemperatur bei 22 °C und die Luftfeuchtigkeit bei 70 %, ergibt sich ein Taupunkt von ca. 16 °C. Das letzte Beispiel verdeutlich schon die Herausforderung: Morgendliche Außentemperaturen unter 10 Grad + ein feuchtwarmes Bad nach Beendigung des Duschvorgangs = nasse Wände.
Der Mensch verfügt über vielfältige Sensorik und feucht-warme Luft erzeugt einfach Unbehagen – der Drang zum Lüften ist quasi in den Genen. Im Sommer ist das alles unproblematisch, aber wie lüftet man eigentlich im Winter? Denn hier gibt es ja den Grundwiderspruch zwischen frischer aber leider kalter Luft von draußen und der Befürchtung, mit dem Lüften die Heizkosten exorbitant in die Höhe zu treiben. Um es kurz zu machen: Stoßlüften ist die Methode, die wir unbedingt empfehlen, um im Winter effizient zu lüften.
Das gute Lüften: Stoßlüften
Stoßlüften meint: Die Fenster maximal öffnen und so lange lüften, bis die verbrauchte Luft ausgetauscht ist. Als Regel gilt dabei: Je größer der Temperaturunterschied zwischen Innen- und Außenluft, desto kürzer ist die Zeit, die man braucht, um die Luft komplett auszutauschen. Konkret: Im Winter reichen 5 Minuten dafür meist völlig aus, wohingegen im Frühjahr und Herbst etwa 10 Minuten benötigt werden. Man kann die Zeit verkürzen, in dem man einen Durchzug herstellt. Man sollte jedenfalls nicht zu lange lüften, weil dann zum Beispiel die Fensterlaibungen zu stark abkühlen können und sich daher Feuchte als Wasser niederschlagen kann. Schimmel ist die Folge.
Das schlechte Lüften: Dauerlüften
Luft zu oft schlecht und feucht? Fenster auf Kipplage und alles ist gut. Nein, das ist absolut falsch. Von dauerndem Lüften ist dringend abzuraten. Insbesondere im Winter ist die Heizkostenbilanz schlicht negativ. Die ständig eindringende kalte Luft muss dauernd erwärmt werden und zieht gleich wieder ab. Zusätzlich erkalten die Mauerteile in Fensternähe und dort schlägt sich dann die Feuchte nieder mit den geschilderten Folgen. Wie man auf dem Foto der Anlage sieht, kann sich der feuchte Dunst auch an der Außenwand bei den Fenster niederschlagen und erzeugt dann solche hässlichen Verfärbungen. Mein Dienstleister schreibt mir dazu:
Die Ablagerungen an der Fassade lassen auf Kondensatbildung (durch abkühlende Raumluft/geöffnetes Fenster auf der Fassadenfläche) und zusätzlichen Emissionsablagerungen aus der Umwelt schließen. Diese Verunreinigungen an der Fassade sind unabhängig von Neubau oder Altbau erkennbar. Faktoren die diese Verschmutzungen mit verursachen sind
– Fassadenausrichtung
– Raumluftfeuchtigkeit
– Lüftungsdauer (Dauerlüftung/Langzeitlüftung?)
Die „unschönen“ Stellen kann man nur vermeiden, wenn man zum Lüften nicht das Fenster kippt, sondern ganz aufmacht und, nachdem die Feuchtigkeit aus dem Raum entwichen ist, wieder ganz zumacht. Die Verschmutzungen treten hauptsächlich in der Küche, im Bad und – auf dem Foto ganz deutlich erkennbar – beim Lüftungsgitter Küche auf.
Wohnungseigentümer, die ihre Wohnung vermietet haben und von Seiten des Mieters eine Schimmelbildung angezeigt bekommen, sollten sich das genau anschauen. Nach meiner Erfahrung liegt in den meisten Fällen oft ein falsches Lüftungsverhalten des Mieters vor. Hier wäre es hilfreich, dem Mieter eine diesbezügliche Handreichung zur Verfügung zu stellen. Selbstnutzer informiere ich gerne in der Versammlung oder im Rahmen einer persönlichen Beratung.
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